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Es klingt zunächst etwas widersprüchlich: Die Haut verletzen, um so Narben zu reduzieren? Microneedling nennt sich das kosmetische Verfahren, bei dem mithilfe von feinen Nadeln die Hautoberfläche verletzt wird. Fachkosmetikerinnen und Dermatologen berichten von positiven Ergebnissen in Bezug auf die Behandlung von Aknenarben und Narben anderer Art. Doch wie funktioniert das Ganze genau? Wo sind die Grenzen und wann kann solch eine Behandlung sogar gefährlich werden?
Was genau ist Microneedling?
Das Instrument für dieses Verfahren ist der sogenannte Dermaroller. Dabei handelt es sich um einen Roller, der mit feinen Nadeln besetzt ist und auf der Haut zum Einsatz kommt. Die Nadeln bestehen aus chirurgischem Stahl und können in der Länge variieren.
Er kommt für unterschiedliche Hautareale und für verschiedene Hautprobleme zum Einsatz. Nicht nur gegen Narben hilft der Dermaroller, auch gegen Hautunreinheiten, Falten, Cellulite, Dehnungsstreifen oder gar Haarausfall. Das Microneedling kannst du selbst zu Hause durchführen oder auch von einer Dermatologin im Studio.
Gegen welche Narben sind Dermaroller geeignet?
Narben beziehungsweise Narbengewebe entsteht überall da, wo sich das Gewebe nach einer Verletzung oder ähnlichem nicht mehr vollständig regenerieren kann. Verletzt du dich zum Beispiel so, dass eine größere Wunde (> 5 Millimeter) entsteht, schließt dein Körper diese durch die Bildung von Narben.
Aknenarben, Impfnarben, OP-Narben oder Narben, die aufgrund von mechanischen Verletzungen entstehen, gehören zu den atrophen Narben. Hypertrophe Narben entstehen durch langfristige Irritationen der Haut, wie es zum Beispiel bei Verbrennungen, Verätzungen oder gestörter Regeneration der Haut der Fall ist.
Mit dem Dermaroller kannst du ausschließlich tiefere Narben, bei denen das darunterliegende Gewebe fehlt, behandeln. Eine Behandlung kommt hier sowohl bei jüngeren, als auch bei älteren Narben infrage.
Erhabene Narben, also hypertrophe Narben, sind von der Behandlung mit dem Dermaroller ausgeschlossen. Bei diesen Narben hat das Gewebe gewuchert und diese Wucherungen dürfen nicht durch die mikrofeinen Nadeln verletzt werden. Das würde die Narbe nicht reduzieren, sondern vergrößern. Der Dermaroller oder auch chemische Peelings sollten hier daher nicht durchgeführt werden. Für die folgenden Arten von Narben eignet sich der Dermaroller aber sehr gut:
- Aknenarben,
- hyperpigmentierte Narben (zum Beispiel Pigmentflecken),
- OP-Narben,
- Impfnarben oder
- kleine Brandverletzungen.
Wie das Microneedling mit dem Dermaroller funktioniert
Das Microneedling mit dem Dermaroller führt deiner Haut durch die Nadeln winzig kleine Verletzungen zu. Du kannst dir das als eine Art Reiztool vorstellen, die Nadeln dringen dabei in die oberste Hautschicht ein. Das wiederum regt die Durchblutung an und die Regenration der Haut. Zudem fördert die Behandlung die Zellerneuerung und die Neubildung von Kollagen und Hyaluronsäure.
Um langfristige Effekte zu erzielen, musst du eine regelmäßige Anwendung mit dem Dermaroller durchführen. Mit der Zeit werden die Mikroverletzungen deine Haut regenerieren, was dazu führt, dass die Narben immer mehr verblassen. Es bilden sich neue Blutgefäße und die zuvor hellere Narbe wird nun rosiger und passt sich mehr deinem Hautbild an.
Wichtig zu wissen: Gerade am Anfang sollte der Dermaroller nicht mehr als einmal die Woche zum Einsatz kommen, noch besser ist ein Abstand von zwei Wochen. Deine Haut braucht genügend Zeit, um sich zu regenerieren und ihre Arbeit zu tun.
Die Auswahl der richtigen Nadellänge mit dem Dermaroller
Wenn du dich für eine Behandlung mit dem Dermaroller entschieden hast, ist es wichtig, dass du auf die richtige Nadellänge achtest. Die hängt von deinem Hautbild und dem Anwendungsgebiet ab. Am besten tastest du dich zunächst vorsichtig an die passende Nadellänge heran. So kannst du erst mal mit einer Länge von 0,25 Millimeter oder maximal 0,5 Millimeter starten.
Wenn du deine Haut selbst mit dem Dermaroller behandelst, solltest du nicht über eine Nadellänge von 1 bis maximal 1,5 Millimeter hinausgehen. In der kosmetischen beziehungsweise dermatologischen Praxis gehen die Nadeln auch über diese Länge hinaus. Das gehört aber in fachkundige Hände.
Auch der Derma-Pen kann bei Narben hilfreich sein
Eine Microneedling Behandlung ist auch mit dem Dermapen möglich. Diesen wenden in der Regel nur fachkundige Personen an. Das Prinzip ist dasselbe: Der Haut werden kleine Verletzungen zugeführt, sodass sie sich regenerieren muss. Deine Haut erhält hier viele winzige Mikrokanäle, die durch die feinen und vibrierenden Nadeln entstehen. Das aktiviert die Heilungsmechanismen, gleichzeitig werden andere Präparate aufgetragen, die dann viel schneller einziehen. Das sind zum Beispiel:
- Hyaluronsäure,
- Mesotherapie-Lösungen,
- PRP-Präparate (Platelet-Rich Plasma) oder
- CGF-Präparate (Concentrated Growth Factor).
Zusätzliche Tipps für die Pflege mit dem Dermaroller
Da in der Haut winzige Mikrokanäle, also Verletzungen, entstehen, solltest du bei der Anwendung auf Hygiene achten. Das heißt, sowohl der Dermaroller selbst, als auch deine Haut sollten sauber sein. Desinfiziere den Roller daher gründlich, ein handelsübliches Desinfektionsspray reicht dafür aus. Die Desinfektion solltest du vor jeder Anwendung erneut durchführen. Wasche deine Haut zudem mit einer milden Seife und Wasser, um dich vor Akne und weiteren Hautunreinheiten zu schützen.
Nach der Behandlung versorgst du deine Haut mit einer reichhaltigen Pflegecreme und gibst ihr genügend Zeit, um zu heilen und sich zu regenerieren. Deine Hände hältst du am besten vom Gesicht beziehungsweise der behandelten Stelle fern, damit dort keine Bakterien und Keime hingelangen. Die schnelle Regenration deiner Haut kannst du auch mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung unterstützen.
Erfahre mehr über die Dermaroller gegen Narben!
Mit Mikroneedling ist es tatsächlich möglich, die Sichtbarkeit von Narben zu reduzieren. Dass die Behandlung mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Erfolg führt, ist erwiesen. Wichtig ist aber, dass du darauf achtest, dass der Dermaroller auch tatsächlich für deine Art von Narben geeignet ist. Gleiches gilt für Lösungen wie einen Hyaluron-Pen, der ebenfalls nicht für jeden Hauttypen geeignet ist. Eine andere Option ist es, sich die Narben weglasern oder wegschleifen zu lassen.